Wie lange lebst du schon vegan?
Ich lebe seit 2015 vegan und vorher viele Jahre bereits vegetarisch.
Was waren deine Gründe, sich vegan zu ernähren?
Vegetarierin bin ich aus ethischen Gründen geworden. Damals war mir aber noch nicht bewusst, dass das Tierleid z. B. bei Milchkühen ebenfalls sehr groß ist. Das ist vielen ja gar nicht richtig bewusst. Ich dachte zunächst, dass Kühe ja nicht vorrangig geschlachtet, sondern nur wegen der Milch gehalten werden und dass sie daher ein besseres Leben, als z. B. ein Schwein, haben. Erst aus gesundheitlichen Gründen fing ich an, mich mit dem ganzen Thema mehr und mehr auseinander zu setzen. Ich litt unter Akne und Bauchschmerzen und kein Arzt konnte mir so richtig helfen. Durch Informationen aus dem Internet und Büchern bin ich auf die Idee gekommen, dass Milch Schuld an meinen Symptomen sein könnte. Zusammen mit Gluten habe ich sie aus meiner Ernährung gestrichen und meine Symptome damit größtenteils in den Griff bekommen. Zusätzlich haben mich dann auch die vielen Hintergrundfakten der Milch- und Eierwirtschaft schockiert, so dass ich nun auf alle tierischen Produkte bei meiner Ernährung verzichte. Eigentlich geht es Kühen und Hühnern noch beschissener als den anderen Tieren. Denn sie werden erst ausgebeutet und dann geschlachtet. Als ich das alles gesehen habe, war klar, dass vegan der einzig richtige Weg für mich ist.
Ist dir etwas schwer gefallen?
Durch die gesundheitliche Motivation fiel mir die Umstellung nicht schwer, es ging mir ja so viel besser! Manchmal fehlt mir aber noch der Geschmack und die Konsistenz von Käse. Das versuche ich aber selber nachzuahmen und mir meinen eigenen Käse herzustellen.
Fehlt dir etwas?
Ich supplementiere ab und zu mal B12, aber eher nach Gefühl, ich habe lange kein Blutbild machen lassen, sollte das vielleicht mal wieder tun. Was noch fehlt, sind mehr Möglichkeiten, sich etwas Veganes auf die Hand zu besorgen, wenn man unterwegs ist. Das Angebot in Kleinstädten könnte gerne größer sein.
Wie hat dein Umfeld reagiert?
In meinem Umfeld waren eigentlich alle eher neugierig. Mir wurden am Anfang viele Fragen gestellt – auch skeptische Fragen. Sie haben mir aber zugehört, denn grad zu Beginn will man sein Wissen teilen und redet sehr gern und viel darüber. Ich war froh, dass alle interessiert waren, denn so kamen wir ins Gespräch, ohne dass ich das Gefühl hatte, mein Wissen aufzudrängen. In meiner Familie hat es bewirkt, dass meine Mutter sich öfter vegan ernährt und meine Schwester immer mal vegetarische Phasen hat. Nur meinen Vater werde ich wohl nicht mehr überzeugen können. Ich habe das Gefühl, dass auch meine fleischessenden Freunde bewusster geworden sind und versuchen, öfter auf Fleisch zu verzichten. Toll finde ich, dass alle auf mich Rücksicht nehmen und mir sogar ein Extragericht zubereiten oder mit mir zusammen vegane Alternativen ausprobieren. Wenn ich meine Familie besuche, koche ich aber auch häufig selber, da vegan und glutenfrei schon ein bisschen kompliziert ist. Bei der Arbeit (ich arbeite bei der regionalen Energie- und Klimaschutzagentur e.V.), sind alle dieser Ernährungsform sehr offen gegenüber und teilweise selbst vegetarisch/vegan, da ist es einfach für mich.
Hat sich dein Körper / deine Gesundheit verändert?
Die Symptome, die mich geplagt haben, sind seitdem verschwunden. Ich hatte mit der Umstellung auf eine vegane und glutenfreie Ernährung zunächst unfreiwillig fünf Kilo abgenommen, das hat sich mittlerweile aber wieder eingependelt. Seitdem ich mich vegan ernähre, habe ich den Eindruck, sensibler und wacher zu sein, als hätte man mir so einen Schleier vor den Augen weggenommen, ich kann das kaum beschreiben. Und die Verbindung zu meinem Körper fühlt sich besser an.
Ist dein Lifestyle z. B. in Bezug auf Kleidung und Kosmetika jetzt ein anderer?
Bei Kosmetik verwende ich nur vegane Naturkosmetik oder mache sie mir selbst, zum Beispiel Cremes. Kleidung kaufe ich überwiegend auf Flohmärkten oder in Vintage-Läden. Das habe ich schon immer gerne gemacht – da kaufe ich lieber einen Second-Hand-Schuh mit Leder als billige Kunststoffschuhe. Und ich trage noch alte Sachen von früher auf, die ich nicht wegschmeisse, nur weil sie aus Leder sind.
Was nervt dich am meisten, wenn du auf Nichtveganer triffst?
Was mich nervt, sind Nichtveganer sowie auch militante Veganer, die meinen, entweder machst du das alles 100-prozentig oder gar nicht. Das finde ich fatal, weil dadurch ganz vielen Menschen der Mut verloren geht, es mal zu probieren. Und wenn man dann in den sozialen Medien liest, was manche Veganer von sich geben, dann entsteht ein unnötig großer Druck. Ich finde, wir sollten uns mehr gegenseitig ermutigen und uns Tipps geben, wie man es besser machen kann und nicht gleich verurteilen. Ansonsten nerven mich Fragen von Nichtveganern, warum man Fleischersatz auch als Steak oder Würstchen o. ä. bezeichnet, wenn man doch gar kein Fleisch mehr essen will. Sie verstehen oder akzeptieren nicht, dass es sich nur um Formbezeichnungen handelt. Genau wie Bärchenwurst auch nur die Form beschreibt und sich in Kinderschokolade ja (hoffentlich) auch keine Kinder befinden. Auch wenn ich persönlich diese Fleischersatzprodukte nicht brauche, so finde ich es dennoch gut, dass es sie gibt. Das erleichtert vielen Menschen den Zugang zur veganen Ernährung, da sie nicht auf den gewohnten Geschmack oder ihre gewohnte Kochweise verzichten müssen.
Was isst du am liebsten, was ist dein Soul Food?
Ofengemüse in allen Variationen mit Hummus.
Was für eine Welt wünschst du dir?
Ich wünsche mir eine Welt, in der der Mensch wieder versteht, dass er ein Teil der Natur ist und sich nicht von ihr abgetrennt sieht. Dass er alle Lebewesen und die gesamte Umwelt respektiert.
Mein Tipp für den veganen Start:
Ich habe mich am Anfang viel im Internet informiert, z.B. auf Blogs oder mit YouTube-Videos. Einfach step-by-step anfangen und sich keinen Druck machen.
Meikes Kürbisstrudel auf Rotkohlsalat
WEIHNACHTSMENÜ FÜR 4 PERSONEN
KÜRBISSTRUDEL
½ Butternut-Kürbis
2 x veganer Blätterteig
400 g Champignons
3 mittelgroße Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
1 TL Agavensirup
2 EL Sojasoße
1 EL Dijon-Senf
50 g Walnusskerne
50 g frischer Spinat
2 TL Thymian
1 TL Muskatnuss
Salz und Pfeffer
Öl
Den Butternut-Kürbis der Länge nach halbieren und schälen. Die Kerne entfernen. Den entkernten (ausgehöhlten) Teil des Kürbis abschneiden und in Scheiben schneiden. Das große Kürbis-Stück und die Kürbis-Scheiben auf ein Backblech legen und mit etwas Öl, Salz und Pfeffer bestreuen. Anschließend bei 200 Grad ca. 30 Minuten backen.
In der Zwischenzeit kann das Champignon-Pesto hergestellt werden. Dazu Zwiebeln und Knoblauch in etwas Öl scharf anbraten. Agavensirup untermengen. Champignons putzen, in Scheiben schneiden und ebenfalls in die Pfanne geben. Ca. 10 Minuten braten, bis die Champignons gar sind. Anschließend die angebratenen Zwiebeln, Knoblauch und Champignons in einen Mixer geben. Die gebackenen Kürbisstreifen, Sojasoße, Dijon-Senf, Walnusskerne, Thymian, Muskatnuss, Salz und Pfeffer dazu geben und alles kräftig mixen, bis eine pestoartige Masse entstanden ist.
Auf einem Backblech zunächst einen Blätterteig auslegen, mit dem Champignon-Pesto bestreichen, darüber ein paar Blätter Spinat legen und anschließend das große gebackene Kürbis-Stück darauf platzieren. Die obere Seite des Kürbisstück ebenfalls mit dem Pesto bestreichen, Spinatblätter darauf legen und den zweiten Blätterteig darüber stülpen. Den überstehenden Rand des Blätterteigs abschneiden und mit einer Gabel die Enden zusammendrücken. Den Blätterteig mit etwas Öl bestreichen und im Ofen noch einmal für 20-30 Minuten bei 180 Grad Umluft garen.
Den fertigen Kürbisstrudel in Scheiben schneiden und auf dem Rotkohlsalat platzieren.
ROTKOHLSALAT
½ Rotkohl
2 mittelgroße Zwiebeln
3 große Möhren
1 TL Salz
1 TL Zucker
1 EL Zitronensaft
Die äußeren Blätter des Rotkohl entfernen. Den Rotkohl halbieren, in kleine Würfel schneiden und in eine Schüssel geben. Zwiebeln würfeln und dazu geben. Möhren klein raspeln und ebenfalls dazu geben. Salz, Zucker und Zitronensaft untermengen. Den Salat etwas durchziehen lassen, bis der Rotkohl etwas weicher geworden ist.
BRAUNE SOSSE (alternativ: vegane braune Fertig-Soße kaufen)
3 EL Olivenöl
3 EL Mehl
600 ml Gemüsebrühe
3 EL Sojasauce
1 TL Balsamico-Essig
½ TL Paprikapulver (smoky)
1 TL Thymian
Salz und Pfeffer
Olivenöl erwärmen, Mehl einrühren und unter Rühren ca. 3 Minuten dunkel bräunen. Gemüsebrühe vorsichtig dazu geben und unterrühren. 10 Minuten köcheln lassen. Mit Sojasoße, Balsamico-Essig, Paprikapulver, Thymian, Salz und Pfeffer abschmecken.
Dazu gegartes Gemüse nach Belieben reichen.
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