WIE LANGE LEBST DU SCHON VEGAN?
Ich lebe seit 2017 vegan. Damals war es kurz vor Weihnachten – was für eine tolle Jahreszeit, um sich für die vegane Ernährung zu entscheiden, wenn du dann deine Familie besuchst – damit kannst du sie alle ärgern (hihi)!
WAS WAREN DEINE GRÜNDE, SICH VEGAN ZU ERNÄHREN?
Davor war ich bereits drei Jahre lang Vegetarierin. Ich habe viele Tierheime und Tierschutzvereine in den sozialen Medien verfolgt. Immer mehr habe ich mich dann mit Nutztieren beschäftigt und viel über die Milch- und Eierwirtschaft gelernt. Und wenn du mitbekommst, wie grausam und schrecklich das alles ist, kannst du als Vegetarier kaum mehr denken, dass für deinen Käse kein Tier sterben musste. Also war es für mich nur der logische nächste Schritt, vegan zu werden.
IST DIR ETWAS SCHWER GEFALLEN?
Nein, es ist mir nichts schwer gefallen. Mit dem Wissen, was ich hatte, war es super einfach und für mich logisch, also habe ich es auch nicht in Frage gestellt. Ich meine, hey, ich musste erst 24 Jahre alt werden, um zu kapieren, dass eine Kuh, um Milch geben zu können, schwanger werden muss. 24! Und dann kam eins zum anderen, ich habe mich gefragt: und was passiert dann mit den Kälbern?
FEHLT DIR ETWAS?
Ich vermisse gar nichts. Denn was immer ich vermisse, das mache ich einfach vegan oder kaufe es in vegan, es gibt mittlerweile so viele Produkte! Ich habe z. B. immer diese cremigen, sahnigen Soßen geliebt, an Pasta oder was auch immer. Jetzt google ich einfach ein Rezept und finde einen Ersatz dafür. Das ist ja das Phantastische, wenn man seine Ernährung umstellt, man kann so viele neue Rezepte ausprobieren, mit neuen Zutaten experimentieren, also, ich vermisse gar nichts! Und ich finde, ich habe noch nie so abwechslungsreich und gesund gegessen wie heutzutage. Ansonsten nehme ich Vitamin B12 zu mir, was aber nicht nur Veganer tun sollten! Aufgrund meiner Schwangerschaft musste ich ja ständig zum Arzt, damit mein Blut kontrolliert wird. Meine Eisenwerte waren dann auch mal niedrig, was aber auch normal ist, wenn man schwanger ist. Ich sehe sonst einfach zu, dass ich Kalzium, Proteine und Eisen durch meine Ernährung erhalte.
WIE HAT DEIN UMFELD REAGIERT?
Da hatte ich eigentlich keine negativen Erfahrungen machen müssen. Viele haben es nicht verstanden oder wussten dann nicht, was ich noch essen kann. Das Hauptproblem hatte ich aber mit meinem Ehemann, er ist sehr unterstützend, aber seine erste Reaktion war: Oh nein, jetzt können wir gar nicht mehr essen gehen! Ich konnte ihn aber beruhigen, dass sei mittlerweile auch oft gar kein Problem mehr. Mein Mann isst Fleisch, seine Hauptmahlzeit isst er aber bei der Arbeit. Und wenn wir zusammen sind, kochen wir getrennt voneinander. Das liegt aber auch daran, dass mein Mann einfach nicht alles essen mag an Gemüse etc.. Für uns ist das mittlerweile kein Problem mehr. Aber es ist für mich noch immer unverständlich, dass mein Mann Fleisch isst, denn vegane Ernährung oder auch Tierschutzthemen sind bei uns zuhause oft präsent. Meine Mutter ist sehr interessiert an der veganen Ernährung und versucht, sich überwiegend pflanzlich zu ernähren. Das finde ich großartig. Mein Bruder stimmt der veganen Ernährung zu und denkt auch, dass es das Richtige ist. Er selbst lebt aber nicht vegan. Meine Familie ist grundsätzlich offen dafür und meine Mutter macht auch kleine Schritte hin zu einer veganen Ernährung. Für Menschen in einem bestimmten Alter ist es vielleicht auch etwas schwieriger. Und meine Mutter hat einen Arbeiterklassehintergrund, sie arbeitet sehr viel und für sie ist Essen eher, nimm, was du kriegen kannst, Hauptsache, es macht satt.
Hat sich dein Körper / deine Gesundheit verändert?
Ja, ich habe mehr Energie. Es ist nicht unbedingt eine Sache, die sich bei mir gesundheitlich verändert hat, sondern eher das Gefühl, dass ich mich innen besser anfühle. Gerade auch, als ich aufgehört habe, Milch zu konsumieren, ist mein Wohlbefinden extrem gestiegen. Und meine vegane Schwangerschaft habe ich total genossen, ich hatte echt Glück, denn ich hatte kaum Beschwerden. Das einzige, was mir während der Schwangerschaft gefehlt hat, war Eisen. Es wird einem ja ständig Blut abgenommen und gecheckt, ob alles gut ist. Das mit dem Eisenmangel ist allerdings eher ein Schwangerschaftsproblem als ein Veganerproblem, denn viele Frauen leiden in der Schwangerschaft unter diesem Mangel. Und als dann meine Tochter geboren wurde, war sie echt richtig groß. Viele denken ja, vegane Babys würden einen Mangel haben und klein und mickrig sein. Da hat meine Tochter das Gegenteil beweisen. Ein richtig gesundes, rundes, großes Baby habe ich jetzt!
Ist dein Lifestyle z. B. in Bezug auf Kleidung und Kosmetika jetzt ein anderer?
Ja, es war für mich schon schockierend, festzustellen, dass mein Make-Up nicht vegan war. Was haben tierische Produkte darin verloren? Heutzutage haben wir nur noch vegane und tierversuchsfreie Kosmetika in unserem Haushalt. Kein Leder, kein Pelz und auch nicht diese Jacken mit den Fellkragen oder Daunenjacken! Davon kaufen wir nichts.
Was nervt dich am meisten, wenn du auf Nichtveganer triffst?
Ich liebe es, mit Leuten darüber zu reden, aber wenn man mir gegenüber nicht respektvoll ist und denkt, man könne mich aufgrund meiner Ernährungsweise beleidigen. Das ärgert mich wirklich. Ich erzähle gern etwas über meine Ernährung, aber nur, wenn mein Gegenüber die Antwort auch wirklich hören möchte. Oft verteidigen sich die Nichtveganer gleich, obwohl man selbst noch gar nichts zur veganen Ernährung gesagt hat. Allein meine Anwesenheit reizt die Leute manchmal so sehr, dass sie dann sagen: „Oh, das muss aber wirklich total ungesund sein. Woher bekommst du dein Protein, was ist mit Kalzium?“ Und dann denke ich immer, wieso fragt ihr mich das? Was ist mit euch? Oder was ich auch nicht nachvollziehen kann, wenn Nichtveganer sich dann rechtfertigen und meinen, es sei okay, wenn man sein Fleisch oder seine Milchprodukte regional kauft oder aus Freilandhaltung. Aber da kann keiner garantieren, dass es den Tieren gut geht und letztlich enden auch diese Tiere beim Schlachter. Und wenn man des Deutschen Lieblingsessen „Wurst“ anschaut, woher kommt die denn? Ist das auch immer regional oder aus Freilandhaltung oder Bio? Das weiß doch niemand. Und überall werden diese Würste gegessen. Kurz gesagt: Ich mag es nicht, wenn sie nicht respektvoll mit mir darüber reden, ich springe ja auch niemanden an den Hals und sage: Du musst jetzt aber vegan werden! Was die Nichtveganer dann immer wundert, warum ich denn auch (vegane) Würstchen esse, wenn ich doch vegan lebe. Es geht dabei ja nicht um den Geschmack, ich liebe Würstchen, ich liebe Schinken. Aber ich mag nicht, woher es kommt. Also esse ich die veganen Varianten, des Geschmacks wegen. Da ist doch nichts dabei. So unterstützte ich nicht, dass Tiere leiden müssen und getötet werden. Das ist doch simpel.
Was isst du am liebsten, was ist dein Soul Food?
Das Ding ist, ich liebe einfach Essen. Ich liebe Lasagnen, Pasta im Allgemeinen, Suppen… ich habe nicht ein Lieblingsessen, eher Lieblingsjahreszeiten, um manche Dinge zu essen. So liebe ich den Herbst und Winter, wenn man reichhaltige Gerichte wie deftige Eintöpfe oder meinen Cottage Pie zubereitet. Was von innen wärmt und dich glücklich macht.
Was für eine Welt wünschst du dir?
Ich wünsche mir eine empathische Welt. Eine Welt, in der nicht nur Haustiere, sondern alle Tiere gut behandelt werden. In der Veganismus eine Selbstverständlichkeit ist. Gerade auch für meine Tochter wünsche ich mir, dass es normal ist, dass man sich vegan ernährt.
Mein Tipp für den veganen Start:
Informier dich. Ich denke, man sollte ein gutes Grundwissen haben, wenn man sich vegan ernährt. Z. B. Filme wie „Cowspiracy“ oder „The Game Changers“ ansehen. Und dann mal deine Lieblingsgerichte veganisieren. Du liebst Pizza? Dann gib veganer Pizza eine Chance. Es gibt Leute, die können über Nacht vegan werden und bei anderen dauert es länger. Bei mir hat es auch ein paar Monate gedauert, ganz langsam. Die Suchmaschine war mein bester Freund. Am wichtigsten finde ich aber, dass man Argumente für diese Ernährung hat. Denn irgendwann wird man sich mit anderen unterhalten und dann ist es gut, wenn man ein paar Argumente dafür hat. Um sich verteidigen zu können. Denn das schützt einen vor blöden Sprüchen.
Cottage Pie
Zutaten
800 g Kartoffeln
265 g (nach dem Abtropfen) braune Linsen aus der Dose
½ gewürfelte rote Zwiebel
2 Knoblauchzehen
180 g veganes Hack
1-2 mittelgroße Karotten, gehackt
eine gute Portion Erbsen
500 ml Soße
Optional:
Veganer Lieblingskäse zum Überbacken
Empfohlene Gewürze: Salz und Pfeffer, Rosmarin, italienische Kräuter.
Kartoffeln schälen und in kleine Stücke schneiden, in einen Topf mit kochendem Wasser geben und ca. 30 Minuten kochen lassen.
Während die Kartoffeln kochen, erhitze einen Schuss Olivenöl in einer großen Pfanne bei mittlerer Hitze. Füge die gehackte Zwiebel hinzu und brate sie glasig an. Gehackten Knoblauch, veganes Hack und Linsen dazugeben. Rühre regelmäßig für 5 Minuten, während du die Soße vorbereitest.
Bereite die Soße vor (Tipp: Wenn du gefrorenes Gemüse verwendest, mache die Soße etwas dicker, um das zusätzliche Wasser beim Auftauen des Gemüses zu kompensieren). Die Soße und das Gemüse in die Pfanne geben.
Jetzt deine Lieblingsgewürze hinzufügen. Ich empfehle Salz und Pfeffer, Rosmarin und eine Prise italienischer Kräuter. Umrühren und köcheln lassen.
Sobald die Kartoffeln gar sind, gut abtropfen lassen. Füge einen Schuss Milch (ich empfehle Mandelmilch) hinzu, eine gute Portion Margarine und Salz. Mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken, bis eine weiche, klumpenfreie Konsistenz entsteht. Es ist wichtig, an dieser Stelle zu probieren und zusätzliche Margarine oder Gewürze hinzuzufügen.
Die Soße in die Auflaufform geben. 10 Minuten leicht abkühlen lassen, damit das Püree leichter aufgesetzt werden kann. Das Kartoffelpüree vorsichtig auf die Saucenfüllung geben und gleichmäßig verteilen. Das Püree leicht einritzen, damit es beim Backen braun und knusprig wird.
Im Ofen auf mittlerer Schiene 30-45 Minuten garen. Wenn du magst, kannst du noch Käse hinzufügen, dadurch verlängert sich die Backzeit um 5 Minuten.
Nach dem Backen aus dem Ofen nehmen und servieren. Man kann es pur oder mit einer Beilage wie Gemüse und warmes Brot genießen.
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