Wie lange lebst du schon vegan?
Seit 2018 lebe ich komplett vegan, zuvor habe ich in der Woche schon vegan gelebt. Am Wochenende, wenn mein Freund da war (wir leben in einer Fernbeziehung) habe ich Ausnahmen gemacht.
Was waren deine Gründe, sich vegan zu ernähren?
Gesundheitliche Gründe. Ich hatte immer sehr oft Magenprobleme und die haben sich mit der veganen Ernährung in Luft aufgelöst. Den Tipp hatte ich von einer veganen Arbeitskollegin bekommen, die zu mir meinte, probier doch mal komplett die vegane Ernährung aus.
Ist dir etwas schwer gefallen?
Ich habe es mir selbst schwer gemacht, weil ich dachte, es ist kompliziert. Mein Freund, der in einer anderen Stadt wohnt, isst Fleisch und ich dachte, wenn wir uns dann an den Wochenenden sehen, müssen wir auch zusammen Fleisch essen. Dabei macht mein Freund das ohne weiteres mit und isst auch mit mir vegan, wenn wir zusammen kochen.
Fehlt dir etwas?
Mir fehlt nichts und Vitamin B12 nehme ich zusätzlich ein. Das wird ja oft kritisch gesehen. Wenn man sich aber mit der Thematik beschäftigt und lernt, dass auch die Nutztiere Vitamin B12 supplementiert bekommen (außer Kühe), dann finde ich die Tatsache, dass ich das direkt einnehme, auch nicht mehr weiter schlimm. Lebensmittel fehlen mir nicht, klar, ein Kinderschokoladeriegel ist schon sehr lecker, aber da werden die veganen Alternativen auch immer besser.
Wie hat dein Umfeld reagiert?
Bei meiner Arbeitsstelle war ich nicht die erste Veganerin, da hat eine Kollegin bereits für mich den Weg geebnet, allerdings bin ich die Einzige in meinem Team, die vegan lebt. Wenn wir dann zusammen was essen gehen wollen, sagen meine Kollegen oft: „Da kann Nina nichts essen“. Ich wehre mich aber dagegen und sage immer, nein, wir gehen dahin, ich finde schon was. Notfalls gehen immer Pommes mit Ketchup. Da macht es sich mein Umfeld auch schwerer, als es tatsächlich ist. Meine Mutter fand das zunächst sehr spannend. Ich habe am Anfang auch nur Beilagen gegessen, wenn ich zu Besuch war. Mittlerweile besorgen mir die Leute, bei denen ich eingeladen bin, oft vegane Alternativen zum Fleisch. Es ist für sie ganz verständlich geworden. Bei meinen Freunden waren die Reaktionen von positiv bis negativ. Ich denke aber, die, die negativ reagiert haben, wollten mich nur „beschützen“. Aus Sorge, dass ich mich nun vielleicht mangelhaft ernähre. Denn ihr Wissen stammt meist aus den Medien, die oft negativ über die vegane Ernährung berichten.
Hat sich dein Körper / deine Gesundheit verändert?
Oh ja, sehr! Neben meinen Magenschmerzen sind auch meine Hautprobleme verschwunden. Ich fühle mich viel fitter und vitaler.
Ist dein Lifestyle z. B. in Bezug auf Kleidung und Kosmetika jetzt ein anderer?
Kosmetik auf jeden Fall. Mir war lange nicht bewusst, dass es auch wichtig ist, was wir uns auf den Körper schmieren, mit welchen Inhaltsstoffen. Bei der Kleidung nutze ich das, was ich habe, damit ich nichts verschwende. Und wenn ich etwas neu kaufe, dann informiere ich mich schon, ob es z. B. nachhaltig hergestellt wird.
Was nervt dich am meisten, wenn du auf Nichtveganer triffst?
Am meisten nervt mich, dass Nichtveganer meinen, Ernährungswissenschaften studiert zu haben, ohne wirklich Bescheid zu wissen. Es werden Studien zitiert, die oft von der Fleischindustrie finanziert worden und demnach auch sehr einseitig in ihrer Bilanz sind.
Was isst du am liebsten, was ist dein Soul Food?
Am liebsten esse ich vegane Suppen, weil sie einfach und wärmend, nahrhaft, aber auch leicht sind. Man kann sich damit auch super bevorraten.
Was für eine Welt wünschst du dir?
Ich wünsche mir eine Welt, in der jeder mit seiner Ansicht Platz hat. Wo jeder respektiert wird, wo jeder seine Daseinsberechtigung hat. Wo sich niemand rechtfertigen muss, was er tut oder auch nicht tut.
Mein Tipp für den veganen Start:
Man kann sich super über die sozialen Medien inspirieren lassen. Zum Beispiel findet man bei Instagram viele Leute, die täglich tolle Rezepte posten. Ansonsten mit kleinen Dingen und einfachen Rezepten anfangen. Es muss zu Anfang nicht zwingend der Fleischersatz in Tofuform sein. Dann doch lieber mal ein veganes Kochbuch zur Hand nehmen. Spannend ist auch, wie viele Gerichte, auch international, eh schon vegan sind.
NINAS SPINATWAFFELN MIT PAPRIKA-DIP
ZUTATEN FÜR 2 PORTIONEN
WAFFELN120 g frischer Spinat
300 ml Wasser
200 g zarte Haferflocken
30 g vegane Margarine
Gewürze nach Geschmack (z. B. Muskatnuss oder Tandoori)
Salz und Pfeffer nach Geschmack
PAPRIKADIP MIT WALNÜSSEN500 g rote Paprika als ganze Schoten
1 TL Olivenöl
1 kleine Knoblauchzehe
1½ Scheiben Toast
120 ml Gemüsebrühe
40 g Walnüsse
1 EL Gochujang (fermentierte Chili-Paste)
1 EL Tomatenmark
½ EL Granatapfelsirup
1 EL gehackte Minze
½ TL gemahlener Kreuzkümmel
½ TL gemahlener Koriander
½ TL Chiliflocken
Salz und Pfeffer nach Geschmack
Den Spinat mit dem Wasser in einer Küchenmaschine oder mit einem Pürrierstab zerkleinern. Die anderen Zutaten hinzufügen und unterrühren. Etwa 10 Minuten quellen lassen. In einem gut gefetten Waffeleisen zu Waffeln backen.
Die Paprika im Backofen bei 220 Grad C für 30 Minuten anrösten. Im Anschluss in einer geschlossenen Schüssel abkühlen lassen. Nach dem Abkühlen die Haut von den Paprikaschoten abziehen und die Kerne entfernen.
Das Toastbrot in der Brühe für 20 Minuten einweichen. Nach dem Einweichen gut auswringen.
Alle Zutaten in einer Küchenmaschine pürieren.